Theaterverein Rellingen in der Presse


15. April 2019, Pinneberger Tageblatt

Sie lieben plattdeutsche Sprache

90 Jahre Theaterverein Rellingen / Chorleute gründeten beliebte Institution

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Haushälterin Margreet (von links) und Julchen (Raina Klehn) sind abgebrüht darin, Männer wie den Landjunker (Leo Freudenthal) um die Finger zu wickeln. Foto: Frauke Heiderhoff


Frauke Heiderhoff, Rellingen: Frauke Heiderhoff, Rellingen: Der Theaterverein Rellingen bereichert schon seit 90 Jahren das kulturelle Leben der Gemeinde. „Mehr wie scheefgohn kann dat nich“, hatte sich der Sangesbruder und damalige Zahnarzt Hermann Reents gedacht, als er mit 14 weiteren Mitgliedern des Musikvereins „Gemischter Chor“ beschloss, einen Verein zu gründen. Auslöser für diese Bestrebungen im Turnerheim bei Emil Schmidt war die Aufführung eines Theaterstücks mit viel Musik und Gesang Ende der 20er Jahre.

Das erste aufgeführte Stück trug den Titel „Im weißen Rößl“. Mit dem Erlös aus den Eintrittsgeldern versorgte der Theaterverein hilfsbedürftige Kinder mit Schuhen und Kleidung. Weitere Stücke wie „Wenn de Hahn kreiht“, „Ännchen von Tharau“ und „Rund um Kap Horn“ folgten. „Hermann Reents war damals der Hauptmacher“, berichtete der 92-jährige Kurt Oelting, der bereits seit 72 Jahren Mitglied im Theaterverein ist.

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Die Theaterleute sangen damals viel bei ihren Aufführungen. Denn unter den Gründungsmitgliedern befanden sich zahlreiche Chormitglieder. Die Mimen spielten während des Krieges nur vor ausverkauften Sälen. „Damals dürsteten die Menschen nach Abwechslung“, berichtete Gründungsmitglied Reents in der „Vereinschronik 1929-1979“. Als Margrit Möller 1970 in den Verein eintrat, setzte sie sich erfolgreich dafür ein, Märchen ins Programm mit aufzunehmen. Die Mimen inszenierten als erstes Märchen „Das Hemd des Glücklichen“. Die erste plattdeutsche Märcheninszenierung „Von den Fischer un sien Fro“ folgte im Jahr 1975. „In diesem Märchen habe ich so getan, als ob ich Akkordeon spielte und bekam für mein Spiel viel Lob“, erinnerte sich Kurt Oelting.

Doch Manfred Jacobs sei der wahre Akkordeonspieler hinter der Bühne gewesen. „Die meisten tollen Requisiten hat damals Kurt Oelting gefertigt“, erinnert sich Anke Jacobs. Damals wie heute hat jeder mit angepackt. Die Mitglieder kreierten sämtliches Zubehör rund um Bühne und Kostüme selbst.

„Wir sind kein Verein, sondern ein Haufen theaterbegeisterter Menschen“, erläutert Marlies Möller. Proben und Aufführungen bringen dem Team viel Spaß.

Hannelore Koebe kann sich noch gut daran erinnern, wie sie als „Fro“ im Weihnachtsmärchen mit dem hochhackigen Schuh in den Barmstedter Theaterbrettern festklemmte und nicht herauskam. „Als ich dann nach vorne in den Kasten schaute, lachte die Soufleuse Tränen“, erinnerte sich Koebe. Es sei auch ihr dann nicht mehr gelungen, die Fassung zu wahren.

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Die Pflege und Erhaltung der plattdeutschen Sprache steht bei den Theaterleuten an erster Stelle. „Alle Mitglieder sind bereit, Plattdeutsch zu lernen“, sagt Theaterchefin Koebe. Die Mitglieder inszenieren Komödien, Klassiker, Schwänke, Krimis und Musicals, mal heiter, mal besinnlich. Der Verein spielt seit 1971 zwei plattdeutsche Stücke pro Saison und ein hochdeutsches Weihnachtsmärchen.

Rückblende: Bevor es das an der Pinneberger Straße gelegene Theaterhaus (seit 1992) gab, probten die Mitglieder vor allem bei Wirtin Minna Schmidt im Turnerheim und später an der Krupunder Schule, wo Mitglied Manfred Echkhof als Schulleiter fungierte. Eckhof setzte im Theaterverein bedeutende Impulse. „Unter seiner Leitung begannen wir anspruchsvolle Komödien zu spielen wie Jungfer Julchen und De hillige Grootmudder“, erläutert Möller.

Es handelt sich beim Theaterverein Rellingen um ein Tourneetheater. Die Mitglieder veranstalten ihre Aufführungen in Rellingen, Halstenbek, Tangstedt, Ellerbek und Bönningstedt. Die Rellinger hatten zudem Gastspiele in Berlin, Bayreuth, Süsel und im Hamburg Museum.

Der Rellinger Reinhard Lau, Theatermaler bei der Staatsoper, kreierte für den Theaterverein von 2001 an rund 15 Jahre lang fantasievolle Bühnenbilder. Der schon im Alter von 20 Jahren verstorbene Jörg Budenschön entschied sich als einziger für eine professionelle Bühnenlaufbahn und spielte im Waldau Theater in Bremen. 117 Mitglieder gehören derzeit zum Verein.

Wie geht es weiter? Die Mitglieder möchten zukünftig noch mehr zwischen plattdeutschen und hochdeutschen Stücken wechseln. Die Rellinger feiern ihr Jubiläum in diesem Jahr noch einmal bei einer Vereinsausfahrt am 15. Juni. Dort stehen auch Ehrungen auf der Tagesordnung.

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1970 spielten Georg Heilmann und Erna Schmidt in „De Reis na Helgoland“

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Theaterchefin Hannelore Koebe überraschte das Publikum mit einem Präsent

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Die Jubiläumspraline versüßt die Auftritte der Mimen im Jubiläumsjahr


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